
Rum wird aus den Tränen von Piraten destilliert – so lautet eine der vielen abenteuerlichen Geschichten, die sich um die Spirituose ranken. Klar ist nur so viel: Entstanden ist er im 17. Jahrhundert als Abfallprodukt aus dem Zuckerrohranbau in der Karibik. Bei der Herstellung von Zucker bleibt die sogenannte Melasse übrig. Eine Art zäher, klebriger Sirup. Dieser wird nun vergärt und destilliert. In einigen Fällen wird keine Melasse, sondern Zuckerrohrsaft verwendet. Die daraus entstandenen Rums nennt man Rhum Agricole. Bei der Herstellung von Rum gibt es im Vergleich zu anderen Spirituosen relativ wenige Vorschriften, woraus sich auch die große Vielfalt ableiten lässt.
Die Vielfalt ist groß, die Unterschiede allerdings auch. Viele unterscheiden erst einmal zwischen weißem und braunem Rum. Weißer Rum lagert im Gegensatz zu braunem nach der Destillation nicht in Holzfässern, sondern nur kurze Zeit in Edelstahltanks. Er ist weniger aromatisch und Bestandteil vieler Cocktails. Es existieren allerdings auch weiße Rums, die in Fässern gelagert werden und denen danach durch Filtration die Farbe wieder genommen wird. Die meisten Rums sind Verschnitte, sogenannte Blended Rums. Der Master-Blender sorgt dafür, dass der Rum einen gleichbleibenden Charakter erhält, indem er mit Fingerspitzengefühl die Inhalte unterschiedlicher Fässer so zusammenmischt, dass das gewünschte Endprodukt entsteht. Oftmals entstehen Blended Rums auch im Solera-Verfahren. Die Fässer liegen hierbei in mehreren Reihen übereinander gestapelt. Das jüngste Destillat befindet sich oben, das älteste unten. Nun beginnt ein gekonntes Ab- und Auffüllen. Der Rum ist also schon während der Lagerung ein Verschnitt von jungen und alten Tropfen. Einige der besten Rums lagern über mehrere Jahrzehnte in Holzfässern und erhalten so ihr harmonisches, einzigartiges Aroma.
Seinen Ursprung hat der Rum in der Karibik. Heutzutage wird Rum allerdings auf der ganzen Welt hergestellt. Der Rumstil und dessen Aroma hängen oftmals mit der Herkunft zusammen. Die unterschiedlichen Stile werden oftmals auch auf die Historie der einzelnen Regionen zurückgeführt. Der Rum aus ehemaligen britischen Kolonien wie Guyana, Barbados oder Jamaika schmeckt beispielsweise kräftig, würzig und leicht süß. Besonders auffällig ist der Jamaika-Rum, der für seine intensive Aromatik berühmt ist. Die Destillate aus spanischsprachigen Ländern in Mittel- und Südamerika wie Guatemala oder Venezuela zeichnen sich oft durch ihre Weichheit und ihre Vanillenoten aus. Rhum Agricole ist eine Besonderheit der französischen Überseegebiete Martinique, Guadeloupe und La Réunion sowie vom heute unabhängigen Haiti.
